Pfarrer Fliege
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Ich traf Don Pedro. den Schamanen mit den Heilkräften aus Brasilien, in meiner Fernsehsendung. Und ich hoffe, ihn bald wiederzusehen. Lachend und strahlend kam er aus den Kulissen ins Studio. Und jeder, der dabei war oder die Sendung gesehen hat, ist von seiner Ausstrahlung und seiner Kraft beeindruckt. Wie er unsere Kantinenwirtin von ihren Jahre anhaltenden Bandscheibenschmerzen befreite! Wie er mit einer Mischung aus Humor und konzentrierter Zuwendung das Herz seiner "Patientin" traf! Wie er demütig allen Beifall von sich wies und auf Jesus zeigte, den wahren Heiler! Wie er seine dicke Zigarre mit der Glut zuerst in seinen Mund schob und den Rauch dann rückwärts durch das Mundstück seiner "Patientin" in Gesicht und Rücken blies. Er zog einfach alle Register und gewann. Aber vielleicht interessiert Sie auch was keine Fernsehkamera aufnahm.
Eine meiner Redakteurinnen spottete über den grauen alten Herrn mit seinem Amulett. Sie hatte gesehen, was Don Pedro mit seiner Zigarre gemacht hatte. Sie hielt es für Kasperltheater. Ihr Urteil stand schon während der Sendung fest. Don Pedro war für sie ein Scharlatan. Und die wunderbare Heilung unserer Kantinenkollegin war wohl eher Einbildung als Heilung. Meine Erklärung, daß der Rauch der brasilianischen Zigarre sicher auch eine besondere Atmosphäre schaffen sollte, in der sich die Seele der Kranken besser auf etwas Neues, Ungewöhnliches einlassen konnte, wies die Kollegin zurück. Doch dann sagte sie noch einen Satz, der ihren wahren Schmerz offenbarte. Sie war ein wenig neidisch. Es schmerzte sie, daß sie nicht auch geheilt worden war. Und dieser Schmerz bohrte in ihrem Kopf: "Wenn er meine Migräne auch wegkriegen könnte, dann sähe die Sache anders aus!" Dieses Verhaltensmuster kannte ich gut. Es wird nämlich immer in diesen Wochen in den Kirchen vorgelesen. Es ist die Geschichte vom ungläubigen Thomas, der keine Wunder gelten lassen will, wenn er nicht selber etwas davon hat. Thomas will nicht eher an das Wunder der Auferstehung glauben, bis daß er nicht selber seine Hand in die aufgerissene Lende Jesu gelegt hat. Und Jesus war weise genug, ihm das zu erlauben. Und meine Mitarbeiterin war klug und mutig genug, bald nach der Sendung zu Don Pedro zu gehen und ihn zu bitten, das Wunder einer Heilung an ihr zu vollziehen. Er war Gott sei Dank noch da. Und was er mit ihr genau machte, weiß ich nicht. Ich habe sie auch nicht danach gefragt. Ich weiß nur, daß ich sie eine Stunde später strahlend an ihrem Schreibtisch sitzen sah. Strahlend wie Don Pedro selber. Wie ein Kind aus der Zahnputzreklame erzählte sie mir, daß sie keine Migräne mehr spüre. Und daß es im Kopf nicht mehr bohrt. "Amen, Amen, Amen!" habe ich gesagt, damit nicht Don Pedro die Ehre gebührt, sondern dem wahren Heiler, Jesus Christus!
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